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Flughafen Hamburg: Vorwärts in die Vergangenheit!

Bleibt die Stadt Hamburg auf mehr als 150 Millionen Euro Corona-Verlusten alleine sitzen? Was steht im Geheimvertrag der Gesellschafter? Zahlt am Ende der Hamburger Steuerzahler die Zeche alleine!

Ende einer Erfolgsspirale: Von den für 2020 erwarteten 17,5 Millionen Passagieren bleiben für dieses Jahr voraussichtlich acht Millionen übrig. Corona hat während des Lockdown die Verkehrsleistung am Hamburger Flughafen drastisch reduziert, und sie steigt nur langsam wieder an. Der Flughafen erwartet für das laufende Jahr einen Verlust von mindestens 100 Millionen Euro. Erforderliche Wertberichtigungen auf die Fehlinvestitionen für das sogenannte Interimsterminal und das Pier Süd sowie Verpflichtungen zum Ausgleich der Verluste bei den Tochtergesellschaften lassen diesen Betrag schnell auf bis zu 150 Millionen Euro ansteigen.

Ein Konkurs ist für Flughafenchef Michael Eggenschwiler jedoch ausgeschlossen. Ein Quell ewiger finanzieller Unterstützung ist die Stadt Hamburg als Mehrheitsgesellschafter. Hamburg ist über ein schwer zu durchdringendes Konstrukt direkter und indirekter Beteiligungen am Flughafen mit einem Mehrheitsanteil von 51 Prozent beteiligt. Wegen der gesamtschuldnerischen Haftung und eines Geheimvertrages wird die Stadt voraussichtlich den gesamten Verlust und das unternehmerische Risiko allein tragen müssen. Über ein mit den Minderheitsgesellschaftern geschlossenen „Konsortialvertrag“, dessen Inhalt strikt geheimgehalten wird, hat Hamburg anscheinend auf die anteilige Verlustübernahme durch die Mitgesellschafter verzichtet. Bürgerschaftsabgeordnete fordern seit langem die Offenlegung aller vertraglichen Risiken.

Der Flughafenbetreiber ist seiner Schadensminderungspflicht gegenüber seinen Gesellschaftern nicht nachgekommen. Bereits der Ausbau der Pier Süd und das Interimsgebäude sind selbst von den Fluggesellschaften als überambitioniert, nicht bedarfsgerecht und zu teuer kritisiert worden. Während der Corona-Krise ist der Flughafenbetrieb monatelang unnötigerweise uneingeschränkt aufrechterhalten worden. Die Verluste hätten wesentlich reduziert werden können, wenn der Betrieb des Flughafens zumindest zeitlich eingeschränkt worden wäre. „Mit einer vorläufigen Betriebsschließung wären die fortlaufenden Kosten von monatlich mehr als 10 Millionen Euro deutlich zu reduzieren gewesen und der jetzt entstehende Verlust zum Teil verhindert worden. Unternehmensverluste dürfen nicht auch noch zu Lasten der Stadt Hamburg gehen. Der Minderheitsgesellschafter muss am Risiko beteiligt werden. Der Flughafen ist ein öffentliches Unternehmen und sämtliche Verträge sind offenzulegen. Flughafenchef Michael Eggenschwiler hat der Stadt Hamburg einen viele Millionen Euro schweren Verlust aufgebürdet. Die Zeche hierfür wird jetzt auf den Hamburger Steuerzahler abgewälzt“, konstatiert der Hamburger Luftfahrtkritiker Martin Mosel.

Mosel führt weiter aus, dass die auf Jahre reduzierten Passagierzahlen dahingehend zu nutzen sind, den Betrieb des Flughafens stadtverträglicher zu gestalten. Mit klaren Vorgaben zur Belastungsreduzierung, der strikten Einhaltung der gesetzlichen Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr sowie der Beachtung der Bahnbenutzungsregeln schafft Hamburg mehr Wohn- und Lebensqualität im Flughafennahbereich sowie in den An- und Abflugschneisen. Die Stadt muss diese umwelt- und klimapolitische Chance ergreifen, wenn sie glaubhaft bleiben will.

„Die Corona-Krise ist als Wendepunkt für den Flughafen zu begreifen. Die überambitionierten Ausbaupläne sind endgültig zu stoppen. Sie taugen nicht als Strategie gegen die Krise. Eggenschwiler muss jetzt die Antworten auf Klimakrise und den stadt- und bürgerverträglichen Flughafen liefern. Wenn er weiter an seinem Weg zurück in eine längst vergangene Zeit, in der Fliegen als ‚normal’ erschien, festhält, wird er den Anforderungen der Zeit nicht gerecht. Dann muss er gehen“, fordert Mosel.

Foto: Mika Baumeister auf Unsplash

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