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Ferienstart am Flughafen: Belastungen übersteigen das Erträgliche

Am Mittwoch beginnen die Sommerferien in Hamburg. In den kommenden Tagen werden rund 145.000 Menschen die Stadt mit dem Flugzeug verlassen. Zum Einsatz kommen dabei über 1.000 Flugzeuge. Während die Einen sorglos in den Urlaub starten, müssen die Anderen die unerträglichen Belastungen durch Lärm und Luftschadstoffe ertragen. 

Die Menschen in den An- und Abflugschneisen in Langenhorn, Poppenbüttel und Lemsahl haben aktuell besonders unter den Starts zu leiden. Dabei werden im Überflug in Lemsahl, weit ausserhalb der offiziellen Fluglärmschutzzonen, Spitzenpegelwerte von bis zu 80 dBA gemessen – und das bis zu 170 Mal während eines Betriebstages. Was heute für Lemsahl unerträglich ist, kann morgen schon in der anderen Richtung in Niendorf, Eimsbüttel und Osdorf oder Norderstedt gelten. Alsterdorf und die City werden hingegen auch in diesem Sommer kategorisch von den luftverkehrsbedingten Belastungen verschont. Während der Flughafenbetreiber den Reisenden Tipps und Tricks für eine möglichst komfortable An- bzw. Abreise anbieten, müssen die Anwohner in den An- und Abflugschneisen für die kommende Lärmzeit eigene Schutzmechanismen und Vermeidungsstrategien entwickeln – in jedem Fall jedoch verbunden mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.

Gerade im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Debatte um den dringend erforderlichen umfassenden Klimaschutz, sollte bei aller Freude über die anstehenden Ferientage immer bedacht werden, dass Flugzeuge das mit Abstand klimaschädlichste Verkehrsmittel darstellen. Jede Hamburgerin und jeder Hamburger fliegt durchschnittlich 5,6 Mal pro Jahr eine Distanz von jeweils zirka 1.000 km. Die daraus resultierende CO2-Last von 1.820 kg pro Person zerrt bereits zu fast 80 Prozent das klimaverträgliche Gesamtbudget eines umweltbewussten Menschen von 2.300 kg Kohlendioxid pro Jahr auf. Weitere Emissionen für Ernährung, Wohnen, Kleidung und Alltagsmobilität bleiben dabei noch gänzlich unbeachtet. Der innerstädtische Hamburger Verkehrsflughafen ist aufsummiert auf das Jahr für rund zwei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich. Dies entspricht mehr als ein Drittel des Ausstosses des anerkannten klimaschädlichen Steinkohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg!

„Jedermann und Jederfrau muss dringend das Ausmaß ihres Reisekonsums überdenken. Mit rund 70 Prozent sind in Hamburg private Urlaubs- und andere Spassreisen der Hauptgrund zu fliegen. Der Reisende muss bei seiner Entscheidung für einen Urlaub mit dem Flugzeug die vielfache Schadwirkung durch Lärm, Luftschadstoffe und den nicht wieder gut zu machenden Klimaschaden einpreisen. Eine Ablasszahlung für den CO2-Ausstoß beruhigt vielleicht kurzfristig das Gewissen, ändert aber an der eigenen CO2-Emission nichts. Wer fliegt, schädigt Umwelt und Klima, das muss heutzutage jedem mehr denn je bewusst sein. Abhilfe schafft nur ein konsequenter Paradigmenwechsel bei der Urlaubsplanung. Die Menschen müssen wieder umweltbewusster und nachhaltiger reisen, vor allem weniger fliegen“, appelliert Martin Mosel vom länderübergreifenden Initiativkreis Klima- und Fluglärmschutz im Luftverkehr und Luftfahrtexperte des BUND Hamburg.

Foto: Alexander Mils auf Unsplash

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